Magalí Herrera und Jean Dubuffet:
Ein wichtiger BriefwechselAudio:
Sprecherin: Sophie Berger
Produzent: Philipp Bernhard
Art Brut
Art Brut ist ein Begriff für Kunst, die von Menschen gemacht wird, die keine künstlerische Ausbildung haben. Jean Dubuffet hat diesen Begriff in den 1960er Jahren erfunden. Dubuffet nannte es ungebildete Kunst aus dem Moment heraus. Eine Kunstform die frei von universitärer Bildung ist.
Von 7. April bis 5. Juni 1967 war die erste Ausstellung von Werken der Art Brut im Musée des Arts décoratifs in Paris. François Mathey war Direktor vom Museum. Er und Jean Dubuffet waren Freunde. François Mathey hat Jean Dubuffet überredet die Ausstellung zu machen. Die Ausstellung zeigte 700 Werke aus der Sammlung von Compagnie de l'Art Brut.
Magalí Herrera und Art Brut
Magalí Herrera war in Paris, als die Ausstellung statt fand. Sie besuchte die Ausstellung und war begeistert. Sie wollte sofort mehr über diese Kunstart wissen. Sie konnte aber noch nicht sehr gut Französisch und übersetzte den Ausstellungskatalog so gut es ging. Am 1. Juli 1967 schrieb Magalí Herrera den ersten Brief an Jean Dubuffet. Im Brief schrieb sie sehr persönlich über ihren Weg des künstlerisches Schaffens.
Der Briefwechsel von Magalí Herrera und Jean Dubuffet
Der Briefwechsel von Magalí Herrera und Jean Dubuffet dauert von 1967 bis 1974. Die Briefe zeigen wir in diesem Raum.
Magalí Herrera hatte sehr viel Hoffnung in diesem Briefwechsel. Weil Jean Dubuffet für sie der Mensch war, der ihr die Welt offenbarte. Er zeigte ihr, wie die Welt sein kann und darf. In den Briefen muntert Jean Dubuffet Magalí Herrera auf weiter zu machen. Die Briefe begleiteten Magalí Herrera jeden Tag und waren eine für ihr Leben und Schaffen sehr wichtig. Noch dazu fühlte sie sich in Paris sehr einsam.
Für die Übersetzung der Briefe vom Spanischen ins Französische fragte sie Bekanntschaften um Hilfe. Sie fand eigene Möglichkeiten um sich in Französisch auszudrücken. Für das brauchte sie sehr viel Energie und Zeit. Jean Dubuffet war von dieser Art des Schreibens und Übersetzens begeistert. Auch im Denken finden sich die beiden und es entstand Vertrauen. Jean Dubuffet war vor allem von der bildlichen Sprache von Magalí Herrera begeistert. Darin fand er seine Theorie zur Kunst widergespiegelt.
Magalí Herrera und Jean Dubuffet trafen sich nie persönlich. Magalí Herrera war die Vorstellung sehr unangenehm Jean Dubuffet in Person zu treffen. Jean Dubuffet lud sie auch öfter ins Haus der I´Art Brut in Paris ein. Aber sie nahm die Einladungen nie an. Immer wieder kam wurde der Briefwechsel unterbrochen. Diese Unterbrechungen machten Magalí Herrera sehr traurig.
Nach zwei Jahren ging Magalí Herrera wieder nach Uruguay. Die beiden schrieben sich jedoch noch lange Jahre weiterhin Briefe.
Die Werke von Magalí Herrera
Beim Zeichen ging Magalí Herrera ganz in ihrer Vorstellungskraft auf. Sie erschuf Elemente ihrer inneren Kosmologie. Kosmologie ist die Wissenschaft von der Welt als Ganzem und ihrem Ursprung.
Ihr Mann brachte von einer Reise nach China Kalligrafiepinseln und Tusche mit. Kalligrafie ist die Kunst vom schönen Schreiben mit Schreibgeräten. Magalí Herrera begann damit zu zeichnen. Zu Beginn zeichnete sie in dunklen, weichen Tönen. Am Ende der 1960er Jahre wurden die Töne heller.
Magalí Herrera zeichnete ihre eigenen inneren Universen als Miniaturen, als kleine Versionen mit sehr vielen Details. Dabei verzerrte sie die Größenunterschiede zwischen dem unendlichen Großen und dem unendlich Kleinen. In einem unendlichen Kosmos (Universum) findet man tierähnliche Formen und verzweigte Netze. Magalí Herrera zeichnete unbegrenzte Räume, die aus kleinen Punkten und Strichen sind. In den Jahren vor ihrem Tod bekommt der Vogel eine wichtige Bedeutung in ihrem Werk. Das Tier mit ausgebreiteten Flügeln ist immer in der Mitte des Werks.
Obwohl Magalí Herrera fast 30 Jahre lang unermüdlich zeichnete gibt es nicht so viele Werke von ihr.
Einfache Sprache: Maria Seisenbacher