Philipp Schöpke
8.12.1921 – 10.4.1998Schöpke schuf über Jahrzehnte ein Gesamtwerk, in dessen Zentrum die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur steht. Das Frühwerk des Künstlers entstand zu Beginn der 1960er-Jahre. Die menschlichen Wesen, die der Künstler zeichnete, sind mehr als nackt: Transparente Körper gewähren den Blick auf innere Organe – übergroße Herzen in symbolisierter Darstellung pochen in leuchtendem Rot aus rechten Brusthälften. Speise- und Luftröhren, Mägen und dreigeteilte Darmwindungen werden sichtbar. Knöchern stehen Gelenke der Arme und Beine hervor, einzelne Rippenbögen formen Brustkörbe, Linienknäuel deuten krauses Schamhaar und Geschlechtsteile an. Dem Haupthaar und den Zähnen räumt Schöpke besondere Bedeutung ein. Schrift in Form von Altersangaben und Benennungen wie Mütter und Väter oder Töchter und Söhne als auch konkreten Vornamen, wie Mitzi, ergänzen das Dargestellte. Neben den Menschendarstellungen gibt es auch Abbildungen von Tieren, Pflanzen oder Flugzeugen. In ähnlicher Weise wie bei den menschlichen Figuren gibt Schöpke den Blick auf das Körperinnere der Tiere frei; feine Linien umschließen ihre Körper wie mit einer Schutzschicht. Die dargestellte Pflanzenwelt zeigt Blumen, Bäume und mitunter baumartigen Mischwesen. Mit Rasterstrukturen arbeitet Philipp Schöpke, wenn er räumliche Konstruktionen wie Häuser aufbaut. Ab den späten 1980erund in den 1990er-Jahren kommt der Farbigkeit im künstlerischen Schaffen Philipp Schöpkes eine immer wichtiger werdende Rolle zu. Schöpke behält seine ursprünglichen Bildthemen bei, er zeichnet menschliche Figuren oder geisterhafte Mischwesen und überzeichnet diese dann flächig mit Farbstiften, Wachskreiden oder Kohle. Auf diese Weise verleiht er seinen Blättern an manchen Stellen räumliche Tiefe. Dabei entstehen mitunter großformatige Arbeiten mit atmosphärischen Farbschichtungen, die sich bis ins Gegenstandslose steigern.
Philipp Schöpke wurde am 8. Dezember 1921 in Erlach, Niederösterreich, geboren. Im Jahr 1943 kam es zu seinem ersten Aufenthalt in der „Heil- und Pflegeanstalt Gugging“. Ab 1956 lebte er dauerhaft dort. Im Gegensatz zu Arbeiten anderer Gugginger Künstler*innen der Frühzeit kam es bei Schöpke erst in den 1980er-Jahren zu einer öffentlichen Wahrnehmung. 1981 zog er in das „Haus der Künstler“ und verbrachte dort sein weiteres Leben, bis er 1998 verstarb. Schöpke beschriftet auch mehrere Blätter mit „Kinder Haus“ – ein möglicher Verweis auf das Gebäude des Anstaltskomplexes in Gugging, in dem sich heute das museum gugging, die galerie gugging und das atelier gugging befinden.